Start Allgemein Je T´Aime starten mit „Passive“ durch – CD-Review

Je T´Aime starten mit „Passive“ durch – CD-Review

1980
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Unter Freunden von Cold-Wave-Mixen der 1980er Ära gilt Je T´Aime noch als Geheimtipp. Dabei mischen Dany Boy, Tall Bastard und Crazy Z bereits seit drei Jahren nicht nur die Pariser Nachtwelt musikalisch auf. Den weltweit übersetzbaren Bandnamen fanden die Musiker laut eigenen Aussagen „im Suff“ einleuchtend, die Musik zum gleichnamigen Erstling 2019 entstand im konstanten Schaffensrausch.

Am 14. Februar erschien mit „Passive“ der erste Teil ihres Doppelalbums. Wir haben uns die markanten Songs mal angehört und stellen fest, mit Franzosen feiern, hypt.

Egal, ob als Karaoke gesungen, zum Chillen in düsteren Kellerbars aufgelegt oder als Dance-Track zum Abzappeln in Diskotheken, die Musik von Je T´Aime läuft manisch rund und stimuliert Gehörgänge und Füße. Die eingängig programmierten Lieder sind mitsingbar, gegründet auf Synthie-Tragwerke und abwechslungsreiches Saitenspiel, aufgepeppt durch spezielle Effekte wie Gewitterregen. Soweit, so unspektakulär. Wären da nicht dieser Sänger mit den emotionalen Kicks am Kehlkopf und der unverwechselbare Sound.

Übersetzt liest sich die Songauswahl wie die besungenen Dramen rund um die Höhen und Tiefen einer zwischenmenschlichen Beziehung: Von höllischen Tagen über schmutzige Tricks, das Entfesselt sein bis hin zur Erlöschen der Liebe. Dany Boys helles Timbre wechselt dabei ausdrucksstark zwischen Melancholie und Leidenschaft.

10 Songs, die nicht kalt lassen

Der im sphärischen Synthie-Versum startende Opener „Another Day in Hell“ mutiert vom relaxten Dance-Track zum infernalischen Klangmonster, das darauf lauert, den Hörer mit eskalierenden Saiten und Tasten zu verschlingen. Für „Dirty Tricks“ gilt: Überlässt der Leadsänger den brillanten Jungs an E-Gitarre und Bass die Dominanz, steht hart gebürsteter Punkrock an, fordernd und aggressiv. Ein echter Kracher.
„Lonely Days“ spiegelt das Schaffen von Je T´Aime perfekt wieder: dunkle Klangfarben, sich einbrennende Melodienzirkel, gepusht von einer hyperventilierenden Voice, top. Während „Unleashed“ mit x-fach wiederholten Patterns und fehlender Spannungsbögen direkt aus der Playlist floppt.
Für „Stupid Songs“ stellt sich die Frage: Was wäre passiert, wenn eine Zeitmaschine die Ikonen der elektronischen Tanzmusik verwirbelt hätte? Möglicherweise käme als Ergebnis genau dieser Song heraus, der mit Ophelia von Saigon Blue Rain als zweiter Stimme steil abhebt. Brandfrisch vom 14. Februar seht ihr das Video zum Lied.

Klar, dass bei Gute-Laune Pop-Wave-Mutanten „Cold“, „Blood on Fire“ oder „On the Phone“ der Refrain automatisch mitgesungen wird. Sie wecken Lebens- und Tanzlust ohne weitere Ansprüche. Bei „Give me more Kohl“ rockt die Elektronik. Der Song ist bereits seit letztem Jahr auf den Kanälen der Gothic-Szene unterwegs und ein heißer Insider-Tipp. Für dessen Beurteilung genügen zwei Worten auf Denglisch: Crazy Shit.
Den längsten Titel auf „Passive“ widmet das Trio den „Marble Heroes“, ihren musikalischen Vorbildern und so schleichen sich bekannte Passagen von The Cure und Depeche Mode in den Song. Wohingegen Dany Boys Stimme klangfarbenmäßig an Morrissey von The Smiths erinnert. Für das Outro mit dem verklingenden Unwetter vergeben wir extra dunkle Points.

Fazit: Satte 45 Minuten und 43 Sekunden Musik zwischen Wave und Punkalternativen vertreiben partymäßig düstere Gedanken schnell. Je T´Aime zelebrieren das Feiern. Es lohnt, die Scheibe mehrfach zu hören, denn je nach eigener Stimmung erhebt ein anderer Song den Anspruch umarmt zu werden. Den drei Franzosen gelingt es, die dem Genre zugrunde liegende Tristesse mit energetischen Soundexperimenten zu verjagen. Vergleiche mit populären Musikern bieten sich an, doch die Musik von Je T´Aime sollte nicht rückwärtsgewandt betrachtet werden. Diese Band segelt auf eigenem Kurs durch den rabenschwarzen Punk-Wave-Elektro-Kosmos.

Die Band:
Dany Boy (Daniel Armand, Gesang, Synthesizer, Programmierung)
Tall Bastard (Gilles Facquet, Songwriter, Gitarre und Bass)
Crazy Z (Zoé von Herrschaft, Gitarre)

Je T´aime
„Passive“
Lable: Manic Depression Records / Icy Cold Records
VÖ: 14.02.2022
Grenre: Cold-Punk
„Passive“ ist als CD und Vinyl erhältlich.

Punkte: 9 von 109 Points

Tracklist:
01. Another Day in Hell (5:16 min.)
02. Dirty Tricks (4:00 min.)
03. Lonely Days (4:12 min.)
04. Unleashed (5:03 min.)
05. Stupid Songs (4:07 min.)
06. Cold (4:46 min.)
07. Blood on Fire (3:30 min.)
08. Give me more Kohl (3:56 min.)
09. On the Phone (3:36 min.)
10. Marble Heroes (7:17 min.)

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