Egal ob am Hamburger Hauptbahnhof oder an der S-Bahn Station Hammerbrook, am 19.08.2017, jenen Samstag Morgen liefen Scharenweise böse aussehende, schwarz gekleidete Menschen auf ein gemeinsames Ziel zu. Mit Kutten, Bier und dem Willen zu eskalieren strömten sie in Richtung Großmarkt, Eingang des mittlerweile zum fünften Mal stattfindenden Elbriot. Zum Glück rief keiner die Polizei aus Angst, dass es Nachzügler der G20 Demonstrationen sind, denn trotz der Aussehens und der lautstark gegrölten Forderung einer Wall of Death am Eingang, versteckten sich dahinter lediglich friedliche Metalfans.

Auch in diesem Jahr trumpfte das Festival mit einigen bekannten Namen im Line-Up auf, nachdem Anthrax und Slayer schon in den letzten Jahren dazu gehörten, durfte dieses Jahr sich Megadeth als Headliner in die Reihe eingliedern. Doch auch Bands wie Bullet For My Valentine, Trivium, Hatebreed und Children of Bodom sind alles andere als unbekannt.

Die Ehre das Festival zu eröffnen durfte die englische Metalcore-Band Bury Tomorrow in Anspruch nehmen. Punkt 12 Uhr erklang sogleich „Man On Fire“. Schon kurze Zeit später erklangen die brutalen Growls von Sänger Daniel Winter Bates, doch wer nun lediglich tiefe Gitarren und verzerrte Stimmen erwartete, lag gänzlich falsch. Die Band trumpfte bei jedem Titel mit sehr melodischen Refrains und Klargesang von Gitarrist Jason Cameron auf. Trotz zwischenzeitlichen Regenschauern machten die vorderen Reihen gut mit und für die erste Band des Tages waren bereits erstaunlich viele Zuschauer erschienen. Vielleicht war das der Grund, warum die Saitenzupfer sich vor Freude immer wieder mit ihren Gitarren im Kreis drehten. Highlight des Quintetts war wohl „Cemetry“, schon zum Intro begannen die Besucher mit lautstarken „Hey“-Rufen und scheinbar konnte auch der Ein oder Andere zumindest den mitreißenden Refrain mitsingen. Eines durfte dennoch nicht fehlen: Eine, für Metalcore-Verhältnisse, Ballade, hier in Form von „Last Light“, bevor dann mit dem kräftigen und schnelleren „Earthbound“ das Ende von Bury Tomorrow eingeleitet wurde. Mit einem hatte die Band jedoch unrecht, „We love you, you fucking hate us, but that’s okay“, denn mit ihrem durchaus ansehnlichen Auftritt haben sie sicherlich einige weitere Fans gewonnen.

Setlist: Man On Fire // Knight Life // Lionheart // Cemetery // Last light // Earthbound

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Whitechapel, eine Band die als Interesse „Being heavy“ angibt. Eine Band, die nicht mit zwei Gitarristen auskommt, sondern gleich drei braucht. Leider hörte man davon nicht wirklich viel, gerne wirkte es eher als ob nur eine oder zwei spielten, allerdings reichten die für ihr Interesse durchaus aus. Schade war, dass auch der Gesang zeitweise etwas im Gewirr der tiefen Gitarrenriffs verschwand, vor allem ärgerlich bei den schnellen Gesangspassagen von „The Saw Is The Law“. Fans des Deathcore starteten trotzdem diverse Moshpits auf dem harten Asphalt. Liebend gern ging Sänger Phil Bozeman in der Mitte der Bühne in die Hocke um seinen brutalen Growls mehr Nachdruck zu verleihen, während der Rest der Band sich vor allem mit Headbangen zufrieden gab. Nach dem achten Lied, „Possibilities Of An Impossible Existence“, war die Spielzeit der US-Amerikaner bereits vorbei.

Setlist: The Saw Is The Law // Faces // I, Dementia // Our Endless War // Mark Of The Blade // Elitist Ones // Let Me Burn // Possibilities Of An Impossible Existence

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Man könnte fast meinen Jake Luhrs, Frontmann der Metalcore-Band August Burns Red, wäre schon Mikrofon weit umherschleudernd geboren, so oft wie er es am Kabel im Kreis schwingen ließ. Allmählich wachte auch das Publikum immer weiter auf und mehr Menschen headbangten zu den älteren Titeln des „Messenger“ Albums, was auf ihrer derzeitigen 10 Jahre Messenger Jubiläumstour gefeiert wird. Doch auch neues wie „The Invisible Enemy“ durfte nicht fehlen. Wie sehr die Fünf teilweise das Publikum mitnahmen, zeigte jener Zuschauer gut, der sich auf die Barrikaden stellte und von dort aus sich mit dem Sänger einen Grölwettbewerb lieferte. Man sah förmlich, wie er den Song lebte.

Selbst wenn nicht jedem die Musik mit dröhnenden Riffs, Geschrei und reichlich Melodie gefiel, tat es zumindest das Schlagzeugduell. Kurzerhand wurde vorne ein kleineres Drumset hingestellt und harmonisch miteinander um die Wette getrommelt. Hut ab für dieses mitreißende Zwischenstück, sonst erlebt man eher selten spannende Schlagzeugsolis wie diese.

Dass solche Musik selbst für die ganz kleinen was ist, wurde spätestens bei „White Washed“ ersichtlich. Mehrere Kinder tanzten fröhlich auf den Schultern der jeweiligen Väter zum schnellen Schlagzeug und emotionsgeladenen Screams vor sich hin, bis der Auftritt sich dem Ende neigte.

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Architects, die letzte Metalcore-Band des Tages, berühmt berüchtigt für das obligatorische „Blegh“ von Sänger Samuel David Carter, luden erneut zum Abgehen ein. Mit treibenden Gitarren, gefühlvollen Screams und reichlich Gesellschaftskritik im Gepäck brachten sie die Besucher dazu gleich eine Reihe an Crowdsurfer Richtung Bühne zu schicken, vor allem bei „Naysayer“. Bei solch einem Engagement durfte natürlich nicht der Kontakt zum Publikum fehlen, so umarmte der Frontmann einen Crowdsurfer auf der Bühne. „For the next few minutes you belong to me and do what I say!“, diesen Aufruf folgend fand man diverse Circle- und Moshpits in den Reihen.

So hart Architects auch klingen mögen, hinter all dem stecken Emotionen. Das merkt man nicht nur am Gesang, sondern auch an der Art wie diese Vier ihren im letzten Jahr an Krebs verstorbenen Gitarristen Tom Searle gedenken. Für sie war er mehr als ein Freund, für diese Band war er eine Inspiration, eine treibende Kraft und der Kopf vieler Lieder, so Samuel David Carter. Ihm gewidmet wurde das gesamte Konzert, allem voran „Gone With The Wind“. Wie viele Gefühle in diesem Titel stecken wurde spätestens klar, als der Sänger während des ruhigen Parts sich Tränen zurückhaltend umdrehen musste und sein, in dem Moment brüchigen, Gesang für einen Moment stoppte. Kurze Zeit später fing er sich wieder, das Publikum hatte unterdessen für ihn weitergesungen. Eine letzte Ehre für Tom Searle und das letzte Lied für Architects an diesem Tage.

Setlist: Nihilist // Deathwish // These Colours Don’t Run // Phantom Fear // Gravity // Naysayer // Gravedigger // A Match Made In Heaven // Gone With The Wind

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Children Of Bodom leben von Keyboard und Gitarrensoli. Zuerst gingen diese leider ein wenig unter, was bei „Needled 24/7“ ungünstig war. Hier konnte man nämlich wohl einen der besten lebenden Gitarristen, Alexi „Wildchild“ Laiho, sehen wie er ein Solo spielte, denn viel gehört hat man davon nicht. Glücklicherweise bekamen die Finnen schon kurze Zeit später etwas mehr Höhen vom Mann hinterm Pult und man durfte doch noch die Gitarrenvirtuosen bestaunen. Bei schnellen Gitarren und melodiösen Keyboard schlugen die Herzen der Melodic Death Metal Fans höher, schließlich war es die erste Band, welche eher in die Richtung des Headliners ging. Wehende Mähnen und gereckte Fäuste waren eindeutige Zeichen, dass die Band in ihrem Element war und dem Publikum einheizte.

Höhepunkt und ein Muss: „Hate Crew Deathroll“, die Hymne des Quintetts, welche eifrig mitgegrölt wurde. Vereinzelt sah man Fans mit ihren Luftgitarren das Solo fehlerfrei mitspielen. Gefühlt ging der Auftritt viel zu schnell zu Ende, denn Spaß beim abgehen und zuhören hatte man reichlich.

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In der Nische des Hardcore sind sie keine Unbekannten, und so kam es, dass Hatebreed sich einen Platz am Nachmittag sichern konnte.

Ein Song beschrieb sehr gut, was auf dem Elbriot zu jener Stunde los war „Destroy Everything“, passte zum stattfindenden Abriss. Groovige, tiefe Riffs, eine aggressive Stimme und mitreißende Titel mitsamt ansteckenden Refrains dominierten die Show der Fünf. Selbst wer sie nicht kannte konnte sich schlichtweg dem Kopfnicken nicht entziehen, oder den vielen Moshpits die überall auf dem Festivalgelände verteilt waren. Innerlich hoffte man nur, dass das Festival noch stehen würde sobald der Auftritt vorbei war.

Wer jetzt denkt, dass bei solcher Musik alles gleich klingen und ein einziger Brei aus den Lautsprechern kommen würde, muss man wohl enttäuschen. Abwechslungsreiche Lieder und erstaunlich sauberer Klang war der Fall, wenn man mal von dem teils unterschiedlich klingenden Gebrüll der Fans absieht. Selten erlebt man solch eine Stimmung die sich bis zu den hinteren Reihen durchzieht. Auch der strömende Regen zwischendurch war den Meisten schlichtweg egal. Nass war man so oder so, ob nun vom Schweiß oder Regen.

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Wenn eine Band weiß, wie man Stimmung macht, dann ist es Trivium. Matthew Heafy forderte die Menge immer wieder mit Handbewegungen auf, mitzumachen und das Publikum gehorchte ihm. Schon bei „Watch The World Burn“ sang alles um einen herum lautstark mit und auch bei „Strife“ gab es nur wenig Stumme. Dies zog sich durch den kompletten Auftritt, nebst den üblichen Circlepits, durch. Als wäre es noch nicht genug Sorge um den Spaß des Publikums, sorgte man sich auf der Bühne um einen, vermutlich alkoholisierten, Feierwütigen, der immer wieder hinfiel.

Um einen kurzen Moment der Gänsehaut kümmerten sich die Zuschauer, als es lauter als der Frontmann den Refrain von „Until The World Goes Cold“ mitsang. Gegen Ende des Konzerts wurden die zahlreichen Circlepits immer schneller zu Moshpits, sichtlich kamen die Zuschauer auf ihre Kosten.

Trivium lieferte einen grandiosen Auftritt ab, allerdings ließen sie allesamt buchstäblich im Regen stehen. Zum Glück wärmte noch der Nachhall von „In Waves“ zumindest die Gehörgänge des Publikums.

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No Way Out“, denn das Festivalgelände war voll. Zwischen den Screams und dem hohen Gesang von Matthew Tuck und Michael Paget gab es kräftige Riffs auf die Ohren. Überall auf dem Festival waren grinsende, headbangende Menschen zu sehen, die bei jeder Möglichkeit ihre Chance nutzen mit gereckten Fäusten „hey“ zu rufen. Die Reihen an Crowdsurfern wollten kein Ende nehmen. Textsicherheit war ebenso gegeben, wie die Moshpits, einzig allein die Soundqualität ließ hin und wieder etwas zu wünschen übrig. Wie bereits beim Vorgänger Trivium hat Bullet For My Valentine ebenso einen Publikumsliebling. Sänger Matthew Tuck wäre bei „Tears Don’t Fall“ gar nicht erst nötig gewesen, denn das gesamte Publikum sang aus vollem Halse Strophen und Refrain mit, lauter als die Band. Eindeutig ein Zeichen dafür, dass sie das Publikum gänzlich in ihrem Bann hatten.

Keine Band sollte vergessen, womit sie angefangen haben. Ursprünglich als Nirvana und Metallica Coverband gegründet, fingen sie vor „Scream Aim Fire“ mit Metallica an, ganz zur Freude der Massen.

Für viele war Bullet for my Valentine der eigentliche Headliner des Festivals und das nicht zu Unrecht. Die Mischung aus langsamen, melodischen Parts und Auf-die-Fresse, sowie den großen Bekanntheitsgrad der Songs machten sie Live zu einem waren Genuss. Gewöhnungsbedürftig waren allerdings die Pausen, weil sie nach gefühlt jedem zweiten Song kurzzeitig die Bühne verließen. So gingen nach ihrem Auftritt leider schon diverse Besucher vom Gelände und hinterließen Megadeth mit weniger Zuschauern.

Setlist: V // No Way Out // Waking The Demon // Your Betrayal // 4 Words (To Choke Upon) // Worthless // The Last Fight // Pleasure And Pain // Tears Don’t Fall // You Want A Battle? (Here’s a War) // Scream Aim Fire // Don’t Need You

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Jahrzehnte im Geschäft, eine richtige Größe in der Szene, Megadeth war das, worauf viele gewartet haben. Das flimmern der LED Leinwand, die Produktion des Megadethlogos dort zu “Prince Of Darkness” vom Band. Erst im Anschluss ließ sich die Band unter lautem Beifall erspähen, die auch sogleich mit “Hangar 18” loslegte. Hier schwächelte der Gesang am Anfang merklich, wurde jedoch vom Tontechniker relativ schnell wieder ausgebessert. Vielleicht schluckten aber auch nur die gerne vor dem Mikrofon hängende Mähne von Dave Mustaine die Vokale.

Interessant zu beobachten war die weiterhin genutzte Leinwand. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands wurde dort nicht nur stupide ein Hintergrundbild oder Schema aufgelegt, nein, auf den Takt genau geschnittene Zeichentrickfilme unterhielten die Menschen zusätzlich zur dröhnenden Musik. Oftmals Protagonist war natürlich Vic Rattlehead, Maskottchen der Band, welches auch kurz auf der Bühne zu erspähen war.

Schnelle Gitarren, kratzige Stimme und Gitarrensoli ließen Headbangerherzen höher schlagen. Über eine Stunde wurde eine Mischung aus neuem und alten Tracks zum Besten gegeben. Wer nach den ganzen Headbangen, Moshen und Co noch Kraft hatte, dem war auch nicht mehr zu helfen.

Setlist: Prince Of Darkness // Hangar 18 // The Threat Is Real // Trust // She-Wolf // Skin o’ My Teeth // Sweating Bullets // A Tout Le Monde // Tornado Of Souls // Dystopia // Symphony Of Destruction // Peace Sells // Holy Wars… The Punishment Due

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Ein Festival mitten in Hamburg, 10.000 Besucher und Bands die sich durch die Bank weg sehen lassen können. Von einem Außenseiterfestival hat sich das Elbriot weiterentwickelt und ist mittlerweile fest etablierter Bestandteil der Hamburger Metalszene. Vollkommen zurecht! Es bietet sonst selten gegebene Möglichkeiten, wie eine angenehme Rückfahrt, keinen Matsch, kein Camping und mitten in der Stadt.

Wie auch die letzten Jahre wurde auch dieses Jahr etwas experimentiert, 2016 zum Beispiel wurde das Festival auf zwei Tage aufgeteilt, dieses Jahr wurde der Eingang und das Gelände ein kleines Stück versetzt. Veränderung ist pauschal nicht schlecht, die Aufteilung der Wellenbrecher war durchaus gut und auch bei den Toiletten waren genug saubere immer da. Leider gibt es dennoch etwas Kritik, denn durch die Verschiebung der Bühne wirkte das Gelände kleiner, weniger Offen und die Sitzplätze am Gehweg fielen auch weg, im Vergleich zum letzten Jahr. Ebenso haben die Essensstände etwas nachgelassen. Der Hauptkritikpunkt bleibt jedoch der Klang, welcher je nach Position sich merklich änderte und an vielen vielen Stellen doch zu wünschen übrig ließ. Oft ging der Gesang unter, was zwar zum Teil korrigiert wurde, aber es hätte trotzdem noch mehr gehen können.

Unterm Strich war es eine schöne Erfahrung mit lauter netten Menschen, hilfsbereiter Security, vielen tollen Bands und einer Menge Spaß.

Achtung: Ab nächstem Jahr soll das Elbriot eine kleine Schwester bekommen, am 17.08.2018, ein Tag vor dem Elbriot, findet nun auf dem Gelände das Hammaburg Fest statt! Dieses soll vor allem den Fans der Schwarzen Szene ein Plätzchen bieten.

In diesem Sinne: Auf auf zum Ticketkauf!

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