Start Allgemein Cellar Darling – The Spell – CD-Review

Cellar Darling – The Spell – CD-Review

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„Cellar Darling“ hat mit „The Spell“ ihr zweites Album via Nuclear Blast, am 22.März auf den Markt gebracht – ein Konzeptalbum mit anspruchsvoll progressivem Folkrock, Alternativ, Gothic und, und, und. Die Schweizer Musiker Anna Murphy, Ivo Heinzi und Merlin Sutter (alle ehemals Eluveitie) haben ein Album konzipiert, das nicht nur wegen der ungewöhnlichen Instrumentierung (z.B. Drehleier und Flöte) viele ergreifende Momente bietet.

Kein 08/15 Songwriting, kein klassischer Songaufbau sondern eine großartige Inszenierung des Themas Mädchen mit Todessehnsucht. „Das Album erzählt die Geschichte eines namenlosen Mädchens, das in eine Welt hineingeboren wird, die schmerzgepeinigt und geschwächt von den Menschen ist, die in ihr leben. Wir folgen dem Mädchen, während sie nach einem Sinn für ihr Leben sucht, als sie plötzlich dem Tod begegnet und sich in ihn verliebt – was zu einem überraschenden und doch offenen Ende führt“, beschreibt die Band die Story ihres neuesten Opus. Thematisch eher harter Stoff, den das Trio einfach grandios umgesetzt hat.

Der Opener „Pain“ beginnt sehr folkig, ist relativ eingängig und lässt noch nicht erahnen, was dem Hörer im Verlauf des Albums in die Gehörgänge und ins Hirn kriechen wird. Bereits vom ersten Ton an schafft es Anna Murphy mit ihrer Stimme zu verzaubern. Sie beherrscht einfach alle Nuancen: von gefühlvoll-zerbrechlich bis hin zu kräftig-aggressiv, was für einige Gänsehautmomente sorgt.

„Death“ präsentiert einen spannungsgeladenen Aufbau mit einem gemäßigten Anfang bevor es im Mittelteil in Richtung Doom abdriftet. Hier erinnert der Song stark an „Black Sabbath“, düster, tief gestimmt, langsam – bis dann die Flöte einsetzt. Das hat etwas von „Black Sabbath“ meets „Jethro Tull“. Der Kontrast zwischen tief gestimmtem düsteren Bass und der eher heiteren Flöte klingt auf jeden Fall interessant. Wenn am Schluss noch Sängerin Anna Murphy dazu kommt – wow, ein echter Gänsehautmoment. Ganz starker Song mit einem ergreifenden Ende!

Gewollt disharmonisch beginnt „Love“, diese Intervalle (klingt nach fiesem Tritonus in Serie) muss man erstmal schaffen – eine starke Leistung von Anna, deren Eltern übrigens Opernsänger sind.

„The Spell“ ist dann mittelalterlich, düster. Langsam, heavy, eindrucksvoll. Frau Murphy singt sich die Seele aus dem Leib und schraubt ihre Stimme in imposante Höhen. Eine Wahnsinnsnummer!

Leicht jazzig angehaucht ist „Hang“. Flöte, Breaks, Trommel, Harmoniegesang – unglaublich schön. Zart und kraftvoll, zerbrechlich und stark zugleich.

Sleep“ beginnt mit Klavier und Gesang. Ein Hauch von Wahnsinn, insgesamt etwas creepy. Man ahnt schon zu Beginn, dass das Ganze eher in einem Alptraum enden wird. Und so geht es dann natürlich in „Insomnia“ über. War ja klar, dass nach „Sleep“ die Schlaflosigkeit droht. Doch „Insomnia“ verdient das Etikett künstlerisch wertvoll. Ein Wechselbad der Emotionen. Besonders am Ende, als Anna Murphy ihre Stimme nochmal kraftvoll aufdreht ist der Song einfach nur episch. „Death, can you see me searching for you….And I will not sleep untill you hold me“ – zum Sterben schön!!! Ein echtes Kunstwerk, das aus dem Zusammenspiel der drei begnadeten Musiker entstanden ist.

Es ist unmöglich, jeden einzelnen Song zu beschreiben, hörenswert sind sie definitiv alle. Hinsetzen, Augen schließen und genießen!

Zusätzlich zum Album haben Cellar Darling noch ein Audiobuch erschaffen, das von Anna persönlich gesprochen wird, und dem Hörer hilft, die komplexe Geschichte schnell zu verstehen. Zudem hat die Band den rumänischen Grafikdesigner Costin Chioreanu („Opeth“, „Ulver“ und viele mehr) angeheuert, um lebendige Illustrationen und animierte Videos zu jedem einzelnen Track zu erschaffen.

Fazit: Jeder Song ist eine Perle, die auch nach mehrmaligem Hören immer wieder Neues preisgibt. Ein Wahnsinnsalbum, das für viele Gänsehautmomente sorgt! Nichts zum „Nebenbeihören“, diese Musik braucht volle Aufmerksamkeit und Zeit. Melancholisch, düster, schön – der Soundtrack für die gepflegte Depression. Songs voller Gegensätze, schwer und leicht, zart und hart, düster und hell – dadurch wird die Musik zu einem Spiel mit den Emotionen des Hörers. Dieses Album schafft es, die Geschichte der Songs wie einen Film vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen – Respekt! Ein musikalisches Meisterwerk und für mich klarer Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“. Unglaublich, wie Sängerin Anna Murphy ihre Stimme in allen Facetten beherrscht und mit dieser Gesangsleistung schon die Grenze der Perfektion erreicht. Aber erst durch das Zusammenwirken des Trios entsteht dieses Gesamtkunstwerk. Eine klare Kaufempfehlung, ein „Must-Have“ für jeden anspruchsvollen Metalfan!

Wertung: 10/10 Punkten

Tracklist:

01. Pain
02. Death
03. Love
04. The Spell
05. Burn
06. Hang
07. Sleep
08. Insomnia
09. Freeze
10. Fall
11. Drown
12. Love PT II
13. Death PT II

Cellar Darling
The Spell
VÖ: 22.03.2019
Genre: Progressive Folk
Label: Nuclear Blast

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