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Tillian – Lotus Graveyard – CD Review

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Fällt euch eine Metal-Band aus Israel ein? Also mir nur „Orphaned Land“, das war´s auch schon. Als dann „Tillian“ bei mir auf dem Schreibtisch landete, war ich richtig gespannt. Die Band aus Tel-Aviv bezeichnet sich als „femal fronted progressiv rock band“, was Freiraum für Interpretationen lässt. Gespannt habe ich in den Silberling reingehört und was Frontfrau und Songwriterin „Leah Marcu“ mit „Lotus Graveyard“ geschaffen hat, kann sich wirklich hören lassen. Die Band wollte ein Album konzipieren, das sich mit der Transformation des Selbst beschäftigt, wie Songwriterin Leah Marcu betont. Sie beschreibt ihr Werk als „a musical exploration on a cycle of inner transformations: Love to pain, pain to beauty, beauty to spirit and spirit to love.“ Produziert wurde „Lotus Graveyard“ von Erez Yohanan (Orphaned Land). Das Album ist erschien am 20. April.

Gleich der Opener „Reborn“ zeigt einen sehr ruhigen Beginn mit Akustikgitarre und Cello, nach und nach kommen mehr Instrumente hinzu. Hier lässt man sich Zeit mit einem soliden Songaufbau und der Hörer wartet zwei Minuten lang gespannt auf den Einsatz der Vocals… Endlich, da sind sie! Sängerin Leah Marcu klingt kräftig und zugleich spielerisch leicht, stellenweise erinnert der Gesang an Kate Bush, ohne sich dabei so nervtötend in die Höhe zu schrauben. Der Track entwickelt sich, nach vier Minuten dann jammernde Gitarren, die mit fetten Drums für eine gewisse Härte sorgen, nur um dann wieder in softere Gefilde zu wechseln. Insgesamt präsentiert Tillian hier schon eine unglaubliche Bandbreite – und das in nur einem Song! „Touched“ beginnt dann wieder federleicht mit Akustikgitarre und perlenden Klavierläufen. Ein wunderschönes Cello unterstützt das Ganze – überhaupt wird das Cello auf diesem Album sehr akzentuiert und meisterhaft eingesetzt. Gegen Ende dann eher „Katzengesang“, na ja, das sorgt für den künstlerischen Moment, wäre aber nicht nötig gewesen.

Und dann kommt „Frozen Sun“! Klavier, Cello, Drums – wow, der Anfang packt mich. So geht es dann weiter, es wird laut und heavy. Besonders die Drums sind fett, aber auch die Riffs mit einer ordentlichen Portion Distortion haben es in sich! Bei diesem Song wird sofort auf Repeat gedrückt! Eine absolut starke Nummer.

Mit „I‘m too close“ folgt eine Symphonic Rock Ballade, die sich thematisch mit dem Konflikt befasst, in einer Beziehung einerseits Nähe zuzulassen, andererseits dafür aber den Zauber des Fremdseins aufzugeben. Leider ist am Ende die Stimme in den Höhen etwas zu schwach, um voll zu überzeugen. Was für ein Schreckmoment, als sich der Track „Monster“ entwickelt. Anfangs ist alles „normal“, aber dann – so etwas habe ich schon lange nicht mehr gehört! Spanische Gitarren und Flamenco, oh je! Und die Reise geht weiter, denn bei „Moonlight Dancer“ erschallen zunächst indianische Klänge, doch dann entfaltet das Stück einen Tango-ähnlichen Charakter, nein, es driftet ins Orientalische – ach egal. Die kulturelle Vielfalt erfordert vom Hörer Offenheit und Toleranz.

In deutlich härteres Fahrwasser gerät das Album wieder mit „Black Holes“, einem progressivem Metal-Stück. Es erzählt die Geschichte von einem Tanz mit dem inneren Dämonen und der Notwendigkeit, Hoffnung zu finden. Auch „Love or Heaven“ ist wieder kraftvoll und härter, während der Track „The Beggar“ eher einen „Musical-Style“ aufgreift.

Das Ende mit „Earth Walker“ ist wieder ruhig mit klassischer Instrumentierung wie Klavier und Cello, ohne Drums, ohne Gitarre. So endet das Album nach einem Ritt durch verschiedenste Musikrichtungen, eine akustische Reise durch fremde Länder und Gesangsstile. Habe ich eigentlich schon die Stimme erwähnt? Kraftvoll, dynamisch und schön, aber bei einigen Tracks auch zart und verletzlich. Ich fühle mich tatsächlich an „Anna Murphy“ von „Cellar Darling“ erinnert, wobei Leah Marcu noch nicht ganz diese Klasse erreicht – die Betonung liegt auf „noch nicht“.

Fazit: Man kann sich hier nie sicher sein, wie sich die Stücke entwickeln werden. Jeder Song bietet Überraschungen, nimmt unerwartete Wendungen und lässt keine Langeweile aufkommen. Facettenreich und mit klassischen Instrumenten wie Cello und Klavier, aber eben auch mächtige Drums und dynamische Gitarrenriffs. Tillian präsentiert hier ein Debüt-Album, das sich qualitativ gewaschen hat. Einziger Schwachpunkt ist, dass die Stimme von Leah Marcu manchmal leicht in das Musicalgenre abzudriften droht.

Wertung: 9/10 Punkten

Tracklist:
01. Reborn
02. Touched
03. Frozen Sun
04. I‘m too Close
05. Monster
06. Moonlight Dancer
07. Black Holes
08. Caught in your Slough
09. The Beggar
10. Love or Heaven
11. Earth Walker

Tillian
Lotus Graveyard
Label: Independent
VÖ: 20.April
Genre: Progressiv Rock

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Tillian im Web:
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