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Harpyie – Aurora – CD Review

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Wenn ich ein Harpyie Album auf den Tisch bekomme, dann erwarte ich große, kreative Songs und das Ausbrechen aus dem Medieval-Metal. Ich selbst begleite bzw. beobachte die Band schon seit ein paar Jahren und freue mich immer, die Musiker auch live zu sehen. Nun gibt es was Neues aus dem Harpyien-Horst. Mit ihrem sechsten Longplayer „Aurora“ melden sich die Musiker zurück. Am 28. Juni erscheint der Silberling in den Läden.

Seit der Gründung 2011 zeigten die Künstler einen stetigen Wandel, ohne dabei ihre Wurzeln zu verlieren. Den Medieval-Metal haben sie in allen Tracks, jedoch kombinieren sie auch gern andere Stil-Elemente damit. Man bekommt von Pop, Rock über leichte Punknuancen alles geboten. Aellos Stimmgewalt reifte mit jeder neuen CD heran.

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm. Also beginnt um 6:30 der Arbeitstag und das erste Mal läuft „Aurora“ über die Anlage. Okay, sind wir mal nicht so. Den Nachbarn zuliebe habe ich dann erst den zweiten Durchgang aus dem Boxen hämmern lassen. Denn es fällt auf, die Musik klingt einfach besser, wenn man die Regler aufdreht und sich dann den Melodien hingibt.

Das Album startet ganz sanft mit „Morgenstern“. Ruhige Geigenklänge und dann ein Übergang in härtere Gefilde. Den Track durchziehen etliche dieser Wechsel. Gesanglich bleibt Aello auf dem Boden und singt die Vocals eher ruhig ein… bis zu einem kurzen Growl. Kurz bekommt man ein richtiges Drumgewitter auf die Lauscher, bevor es nach einer weiteren Strophe in einem instrumentalen Gewitter endet.

Auch bei „Sternfeuer“ geht es gefühlvoll, doch voller Energie, opulent, dank des Klassik-Anteils zur Sache. Wer Aello kennt, weiß das tief in ihm ein Märchenonkel steckt. Man sollte sich die Zeit nehmen die Texte zu verstehen, der Sänger verpackt gern kleine Geschichten in den Lyrics. Im nächsten Song „Nichts Mehr“ bilden Schlagzeuggewitter, sanfte Geigenklänge eine softe Einheit. Ebenso sanfter Gesang mischt sich dazu. Soweit so gut! Im Refrain bricht der Song auf, nimmt an Tempo zu, nur um dann in den Strophen wieder abzuflachen. Ein kurzes Gitarren-Solo rundet die Kreation ab. Dann wird es gefühlvoll. Mit „Kompassrosen Welken Nicht“ hauen Harpyie eine Ballade raus, die es in sich hat. Das fragile Zuckerwatte-Gerüst, welches durch die Instrumente erbaut wird, stützt die sehr softe Stimme, welche einen total einlullt. Selbst der etwas kraftvollere Refrain schafft es, das Gerüst nicht einbrechen zu lassen. Träumen erwünscht.

Ein wenig erinnert „Seemann Ahoi“ an Falco, irgendetwas in den Melodien. Treibende Beats – und mit leichter Pop-Attitüde kommt das Lied gut an. Auch die Midtempo-Nummer „Kaleidoskop“ ist eher eine typische Harpyie-Kreation.

Mehr Pop-Metal schlägt bei „Ikarus“ aus den Boxen. Der Track hat einen Toten-Hosen-Touch, ist treibend und rhythmisch. Automatisch fängt man an zu tanzen. Dann kommt ein kleiner Break, der ja geradezu einlädt mitzuklatschen. Der Track ist eingängig und zieht einen mit.Haben sich die Musiker da etwa eine neue Konzerthymne geschaffen?

Eine Ballade erklingt mit „Atlantis“. Hier und da könnte es auch von Subway To Sally sein. Leichte Power-Ergüsse durchziehen Atlantis. Die Mechthild, Hexengeige, wiegt einen in die Traumwelt, und so lässt man sich einfach mal treiben.

Wer nun bei „Inferno“ auf Untergangsszenario-taugliche Klänge wartet, wird etwas enttäuscht. Hier geht es im Midtempo weiter. Sehr gefühlvoll, wenngleich mit der richtigen Portion Energie geladen, würde man hier vielleicht auch noch mal von einer Ballade reden.

Sehr animalisch ertönen die ersten Klänge von „Vendetta“. Es baut sich eine gewisse Spannung auf und dann ballert der Track auch richtig los. Knallhart hämmert es aus den Boxen und ein Schrei vom Fronter leitet das energiegeladene, treibende Spektakel ein. Hier ist Headbangen angesagt. Am Ende zieht die Band noch mal brachial durch. Das macht Bock auf mehr.

Noch was Kraftvolles für die Ohren. Mit „Blut Und Spiele“ legen die Musiker nach. Jedoch hätte man sich nach dem vorangegangenen Brett gern etwas mehr Härte in den Vocals gewünscht.

Oh, schon beim letzten Track angekommen.! Aber der gibt noch mal alles her, was man hören will. Drumgeballer, zarte Geigenklänge und harte Riffs treffen auf Aellos Stimmgewalt. Okay, da hätte er noch ein bisschen mehr Power reinlegen können. Jedoch rundet seine Stimme den Track gekonnt ab.

Fazit: Wow, was für ein Longplayer. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und würde behaupten, das beste Album, das Harpyie bis jetzt auf den Markt brachten. Toller Sound und ein bunter Mix aus ansprechenden Melodien. Gesanglich merkt man, dass Aello mehr als eintönige Vocals zu bieten hat. Auf Aurora bietet er eine Bandbreite von hart bis zart, wobei es ein paarmal mehr Power-Vocals hätten sein können. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Was mir an dem Silberling fehlte, war: Das einzigartige Cover von „Blue“ (Eifel 65), das die Harpyien immer noch nicht auf einem Album verewigt haben.

9,5 von 10 Punkten

Tracklist

01.Morgenstern
02.Sternenfeuer
03.Nichts Mehr
04.Kompassrosen Welken Nicht
05.Seemann Ahoi
06.Kaleidoskop
07.Ikarus
08.Atlantis
09.Inferno
10.Vendette
11.Blut Und Spiele
12.Weichnachtstraum

Harpyie
Aurora
VÖ: 28.06.2019
Lable: Metalville
Genre: Medieval-Metal

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