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Erdling – Yggdrasil – Review

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Seit 2014 ist die Formation rund um Fronter Neill Freiwald aktiv. Erdling haben mit ihrem Debüt-Album „Aus den Tiefen“ schon mächtig Wellen geschlagen. Auch die Nachfolger „Supernova“ und „Dämon“ blieben den Leuten im Gedächtnis. Alles drei LPs schafften es in die Top 100 der Deutschen Charts. Auch wenn wir das bei „Dämon“ nicht ganz nachvollziehen können. Nun haben Erdling ein neues Album am Start. „Yggdrasil“ erscheint am 10. Januar 2020 in den Läden. Das Ganze kommt in einem 2-CD-Set. Auf der einen Scheibe findet man 11 Brecher aus dem Hause Erdling, auf der anderen wurden sechs der Tracks in der Cinematic-Medieval-Version verewigt. Wer sich die Limited-Deluxe-Edition sichert, bekommt zu den 2 Silberlingen noch einen dritten dazu. Darauf sind verschiedene Demo-Versionen zu finden. Obendrauf sind ein Anhänger, ein Stift und ein Päckchen mit Esche-Samen der Holzbox beigelegt.

Uns liegt zur Review lediglich die 11-Track-CD vor. Somit können wir zu den Cinematic-Medieval-Versionen und Demos nichts sagen!

Nach einem kurzen gesprochenen Intro, dass das Sterben des Weltenbaumes Yggdrasil anspricht, geht es mit „Blizzard“ gleich knüppelhart weiter. Der Track hämmert nur so aus den Boxen. Gespickt mit satten Riffs, gepaart mit hartem Gesang, wurde der Song mit kräftigen Schlagzeugsalven abgerundet.
Was mit treibenden Electrobeats beginnt, gipfelt im Schlagzeuggeballer vom Feinsten. Wir sind Midgard” energiegeladen, vorpreschend schlägt der Song einem entgegen. Gesanglich mischt sich Neill perfekt in das Geschehen, ein kurzes Gitarrensolo und sonst Gitarrengeschredder. Was für ein Brecher. Der Refrain frisst sich in den Gehörgang, absolute Ohrwurm-Garantie!

Ruhigere Schlagzeugparts wechseln sich mit Drumgewitter ab. „Hundert Welten“ – im Refrain singt Neill, „Und wir reiten mit den Walküren…“ – genauso kommt einem der Track auch vor. Ein wilder Ritt mit den Walküren! Gelegentliche Synthbeats untermalen den Song, sonst schlagen Erdling hier gnadenlos mit voller Härte zu.
Die meinen es ernst, auch „Am Heiligen Hain“ wartet mit treibendem Rhythmus auf. Irgendwie wirkt das Werk sanft, vielleicht liegt es an dem Gesang, den eigentlich ist auch hier genug Power im Einsatz. Satte Riffs, genug Schlagzeug, es fehlt an nichts.

Im Namen der Krähe feat. Robse“ – Synthbeats à la Rammstein, dazu tiefe Growls. Hier wurde ein solides instrumentales Grundgerüst erschaffen, an dem gesanglich mächtig gerüttelt wird. Während Neill zwischen melodischem und härterem Gesang wechselt, schlägt Robse (Equillibrium) mit fetten Growls zu. Einen Hauch von Metacore haftet der Intonierung an, und ein wenig We Butter The Bread With Butter oder Limp Bizkit kann man ausmachen.

Bei „Sturmfänger“ flutet sich der Raum erstmal in ruhigen, sanften Klängen. Sehr gefühlvoll steigt Neill stimmlich ein. Die Instrumente untermalen das Ganze, ohne aufdringlich zu wirken. Im Refrain wirkt das Ganze etwas härter, mit mehr Nachdruck oder eher mit einem flehenden Unterton. Vielleicht könnte man deswegen den Song wohl am ehesten als Ballade betiteln. Gänsehaut pur, so emotional, zerbrechlich hat man Erdling noch nicht erlebt.

Schlachtrufe „Blut und Erde“ hämmern aus den Boxen. Das gleichnamige Lied wurde mit Schlagzeugsalven unterlegt, dazu mischt sich harter Gitarrensound und kraftvoller Gesang. Das geht ins Ohr und die leichten Medieval-Klänge runden das Ganze ab. Treibend, mit leider nur einem Growl versehen, macht der Track mächtig was her. Gefolgt von dem Brecher „Grendel“, Knurren leitet den Song ein. Brachialer Einstieg von Drums und Gitarre, oder sollte man eher Schlagzeug-Gemetzel sagen? Hier tobt ein blutiges Battle gegen die Ängste, der Track schlägt einem nur so entgegen. Anlage voll aufgedreht, denn, wie sagt man so schön? Die Nachbarn sollen ja auch was davon haben. Gesanglich bewegt sich Neill von melodisch zu hart und wieder zurück. Das Knurren vom Anfang beschließt dann das Lied.

Wölfe der Nacht feat. Chris Pohl“, den kleinen poppigen Ausreißer des Albums, konnte man sich ja schon auf Youtube anhören. Der Track ist sehr gut gelungen, auch wenn Pohl hier etwas schwach, vielleicht zu Goth rüberkommt. Gegen die stimmliche Leistung von Neill wirkt er etwas monoton. Trotzdem ist es ein sehr schöner Song, der den doch sonst harten Silberling etwas aufbricht. Das Video kann sich sehen lassen, nicht zuletzt, weil Leo das Ganze tänzerisch untermalt. Der Clip schaffte es in 10 Tagen auf über 70.000 Aufrufe!

Den Abschluss macht „Yggdrasil“, leicht Medieval-poppig, aber doch mit genug Power, schlägt einem das Lied entgegen. Auch hier muss man sagen, der Refrain macht den Track zum Ohrwurm. Und eigentlich muss man es nicht mehr erwähnen, doch auch hier gibt es instrumental wieder einen vor den Latz!

Fazit: Wow, da hat sich eine Menge getan bei Erdling. Wer hat denen denn das Frühstücksmüsli geklaut? Viel härter als erwartet. Gesanglich ist Neill auch einen großen Schritt nach vorn gegangen und das sonst so gepresste Singen ist hier nicht mehr vorhanden. Sauberer Gesang, kraftvoll und abwechslungsreich präsentiert sich der Fronter. Instrumental eine volle Breitseite. Die Lyrics sollte man nicht nur hören, sondern auch mal verstehen! Hier wird mit erhobenem Finger das menschliche Fehlverhalten gegenüber Mutter Erde angeprangert. Das nennen wir ein „In your face“-Album! „Wir Sind Midgard“ bekomme ich auch nach Tagen nicht aus den Ohren, so und nicht anders sollte es sein. Danke für den Ohrwurm.

Punkte 10 von 10

Tracklist Limited Box Set
Disk: 1
01. Hel (INTRO)
02. Blizzard
03. Wir sind Midgard
04. Hundert Welten
05. Am Heiligen Hain
06. Im Name Der Krähe feat. Robse Dahn
07. Sturmfänger
08. Blut und Erde
09. Grendel
10. Wölfe der Nacht feat Chris Pohl
11. Yggdrasil

Disk: 2: Cinematic Medieval Versionen
01. Yggdrasil
02. Am Heiligen Hain
03. Sturmfänger
04. Wölfe der Nacht
05. Kein Schatten ohne Licht
06. Absolutus Rex
07. Winterherz

Disk: 3: Demo Versionen
01. Absolutus Rex
02. Nichts als Staub
03. Mein Element
04. Ungeheuer
05. Blizzard
06. Tieftaucher
07. Am Heiligen Hain
08. Angst

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