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Erdling im Interview

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Hey Neill, danke das du dir Zeit genommen habt uns ein paar Fragen zu beantworten!

MG: Ihr habt für das neue Album reichlich gute Kritik eingeheimst. Würdest du jetzt sagen, alles Richtig gemacht oder gibt es aus eurer Sicht etwas das ihr hättet besser machen können?

Neill: Es gibt kein Patentrezept für ein gutes Album und es gibt immer etwas, das man selbst besser machen kann. Auf viele Dinge hat man aber auch keinen Einfluss, zum Beispiel die Chartpositionen. Während wir mit unseren Zahlen durchaus im vorderen Drittel hätten landen können, wurden aufgrund technischer Fehler die Verkäufe von Amazon & Co nicht gezählt – dadurch haben wir ein aus unserer Sicht verfälschtes Ergebnis, das nicht den Erfolg von „Yggdrasil“ wiederspiegelt. Das ist vielleicht ärgerlich im ersten Moment, aber andererseits sprechen unsere Erfolge auf Tour und auf den Streaming-Plattformen eine glasklare Sprache: dieses Album hat uns einen riesigen Schritt weiter nach oben gebracht und dafür bin ich sehr dankbar.

MG: Wieso habt ihr euch für Chris Pohl bei Wölfe der Nacht entschieden? Für uns kam er eher schwach bis zu Lust los rüber.

Neill: Das finde ich gar nicht. Man muss nur einfach die Tatsache betrachten, dass Chris vor allem eher melancholische und geradlinigere Songs besingt, zum Beispiel bei seinem Projekt Blutengel. Dass seine Stimme dann nicht die Dynamik oder den Energieaufwand für Metal-Lines hat, versteht sich von selbst – dann wäre es ja auch nicht Chris Pohl. Und gerade deswegen finden sehr viele Leute das Lied gut, weil wir Chris so in den Song eingebaut haben, wie er klingen muss und woran man ihn wiedererkennt.

MG: Was ist dein Lieblingstrack auf dem Album?

Neill: Wenn ich mich festlegen müsste, wäre es „Hundert Welten“, weil der Song die Elemente vereint, die auf Yggdrasil für uns neuartig sind.


 

MG: Wir kennen ja den traurigen Hintergrund. Wolltest du dich so zerbrechlich bei Sturmfänger präsentieren oder war es für dich doch eher schwierig so viel Gefühl und Verletzlichkeit in einen Song zu packen?

Neill: Ich werde mir zweimal überlegen, ob ich das nochmal mache, auch, wenn ich es diesem Fall nicht rückgängig machen will. Viele Reviewer und Medienvertreter haben den Song als klischeehaft und oberflächlich abgestraft – das mag auch stellenweise so rüberkommen, ist die Wortwahl doch nicht gerade Goethe-like. Aber obwohl mir die meisten Reviews wirklich am Arsch vorbeigehen, hat mich die Kritik sehr verletzt, weil ich zu dem Song und seinen Worten eine ganz besondere Verbindung habe, die viele nicht kennen und manche auch nicht nachvollziehen können.

MG: Was war ausschlaggebend für die Track Auswahl und haben es einige Lieder nicht auf den Silberling geschafft? Wenn ja was passiert mit denen?

Neill: Es gab diesmal aus meiner Sicht keine B-Seiten, deshalb gab es auch keine Tracks, die rausgeflogen sind. Auf Yggdrasil ist ein Song nach dem anderen entstanden, und als wir die 10 Tracks zusammenhatten, habe ich einfach das Projekt abgeschlossen und diese Tracks nochmal recht intensiv ausgefeilt. Manchmal entstehen aus B-Seiten aber auch ganze Alben, siehe unser Album „Dämon“, das aus meiner Sicht definitiv eher eine B-Seiten-Kompilation ist, mit der ich mich nicht so recht identifizieren kann.

MG: Baumsamen in der Fan-Edition, wer hat euch auf diese Idee gebracht?

Neill: Den entscheidenden Tipp gab mir meine Frau. Wir haben rumgesponnen darüber, wie man so eine Box gestalten könnte. Ich finde die üblichen Beilagen langweilig. Sticker und Flaggen sind irgendwie nichts, weshalb ich mir als Fan unbedingt eine Box kaufen würde. Vielmehr wollte ich ein wenig Geschichte erzählen. Irgendwann kam meine Frau auf den Trichter, dass es ärgerlich ist, dass man keinen Baum  in die Box quetschen kann – und so kamen wir letztlich zum Schluss, Saatgut reinzutun. Das war eine ziemliche Arbeit, denn große Gebinde an Eschensaat findet man nicht so leicht, also haben wir bei verschiedenen Händlern bestellt und die Tüten einzeln von Hand verpackt.

MG: Ihr habt gezeigt das ihr Wandlungsfähig seit. Denkst du nach dem Album ist noch eine Steigerung drin oder wird sich erst Mal ausgeruht?

Neill: Bei uns wird nie ausgeruht, dazu bin ich gar nicht in der Lage als Neurotiker. ?
Ich arbeite schon seit einigen Wochen an Yggdrasils Nachfolgealbum. Mal sehen, wann es fertig ist, aber wir werden auch diesmal wieder mit großem Vorlauf viele Singles veröffentlichen.

MG: Ihr wart gerade auf Tour, wie fandest du eure Support Bands und was hat dir auf der Tour am besten gefallen?

Neill: Das war ein schönes Package und wir haben uns alle prima verstanden. Es war aber auch die anstrengendste Tour unserer gesamten History, denn der Ansturm auf die Clubs war viel größer, als wir gedacht hatten. Bis auf Hameln, wo wir uns fast schon etwas entspannen konnten, waren alle Clubs voll bis zum Anschlag und unsere Merchandise-Bestände waren schon nach 2 Tourtagen restlos ausverkauft. Ein für mich sehr prägendes Erlebnis war der Tourabschluss in Erfurt. Auf unserer ersten Tournee, der Supernova-Tour, hatten wir im „From Hell“ gerade mal 60 Leute, jetzt hatten wir etwas über 200. Und ich kann Dir gar nicht beschreiben, was für ein Gefühl das ist, auf dieselbe Bühne zu gehen, Bauchschmerzen zu haben, wieder vor einem halbleeren Saal spielen zu müssen, und plötzlich jubelt dir eine Menschenmenge zu mit der du nie gerechnet hättest. Da ging es mir nach vielen Jahren der Arbeit endlich mal richtig gut, denn ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass sich der Aufwand auszahlt. Vielleicht nicht finanziell, aber zumindest seelisch.

MG: Was ist dir lieber, ein Album einzuspielen oder Live den Fans einzuheizen?

Neill: Beides verdient den gleichen Anteil an Arbeit und Konzentration. Da will ich mich auch nicht festlegen. Eine Band ist, wenn man Erfolg haben will, ein Full-Time Job und da gehören sowohl Studio, wie auch Tourneen einfach dazu. Und wenn eines von beidem dir keinen Spaß macht, dann solltest du als Musiker über deine Berufswahl nachdenken.

MG: Was in der Welt bewegt dich zur Zeit am meisten?

Neill: Wie du vielleicht festgestellt hast, sind meine Texte niemals politisch. Politik interessiert mich nicht, bewegt mich nicht und keine dieser falschen Schlangen da oben verdient es auch nur im Ansatz, dass ich über sie einen Text verfasse. Mich bewegen wichtigere Themen: zum Beispiel dass die meisten immer noch die Augen davor verschließen, dass in einigen asiatischen Ländern Hunde gezielt gefangen und gezüchtet werden, um sie zu verspeisen oder ihr Fell weiterzuverarbeiten. Dass wir Menschen es für nötig halten, uns tonnenweise Fleisch reinzuhauen, ohne über dessen Herstellung und Beschaffung nachzudenken. Dass wir die Ozeane mit Plastikmüll zuschütten, dass Meerestiere, durchzogen von diesem Schrott, an Land angespült werden. Dass Menschen sich damit brüsten, ein Tier mit einem Gewehr erlegt zu haben. Dass wir keinen Respekt vor unserer Umwelt haben, die unser Lotterleben erst ermöglicht. Das bewegt mich, jeden Tag und jede Nacht. Und davon handeln meine Texte.

MG: Wenn es möglich wäre an einen bestimmten Punkt in der Zeit zu reisen und dort eine Stunde zu verbringen wo würde für dich die Reise hingehen?

Neill: Ich würde gerne wissen, wie wir mit unserer aktuellen Lebensweise in 1000 Jahren dar stehen – und ob die Menschheit dann überhaupt noch existiert.

Copyright/Band

MG: Auf was dürfen sich die Fans 2020 noch freuen?

Neill: Wir werden von Yggdrasil noch weitere Videoclips veröffentlichen und auch noch ein paar Konzerte spielen. Das Jahr 2020 gehört ganz diesem Album.

MG: Auf was freust du dich 2020 besonders?

Neill: Wir freuen uns, dass wir gerade die Früchte unserer harten Arbeit ernten dürfen und für einen Moment einen Gang zurückschalten können. Die Arbeit an Yggdrasil war insbesondere zum Schluss sehr intensiv und teilweise nervenaufreibend. Du kannst dir vorstellen, dass es für mich gerade zum Jahresende wirklich schwer war, einen klaren Gedanken zu fassen. Umso mehr nutze ich die Zeit nach der Tour und der VÖ für mich, mich zu regenerieren und das Passierte sacken zu lassen.

Letzte Worte!

Neill: Ich möchte „Danke“ sagen, für die viele Unterstützung, die uns alte, wie neue Fans aktuell entgegenbringen.  Noch nie hat sich ein Album von uns so richtig angefühlt, wie dieses vierte Werk, auf das wir so unglaublich stolz sind. Danke für alles! <3

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