Ihren Style bezeichnet die „Newcomer“ Soulbound selbst als „We don´t give a fuck metal“ – oder Melodic Industrial Metal. Damit sprengen sie gekonnt die Genre-Schubladen. Wir treffen das Quintett auf ihrem Heimatfestival Rock On The Beach 2023. Als einer der Headliner.
Die Bielefelder mixen Gothic, Metal und industrielle Härte zu einem Hardrock-Cocktail mit Herzblut, der einerseits, wie bei „Devil“, stampfend das Gelände pflügt, andererseits sensitive Themen wie Depressionen in melodischen Balladen verarbeitet, alles auf englisch.
Die Hintergrund-Story von „Undone“ bewegt, dazu die rauen Vocals, das druckvolle Soundgerüst, Fans, die sich in den Armen liegen, Gänsehaut. „Fuck You“ dagegen versteht sich dagegen als gegröhlts Statement an alle, die hassen und Menschen ausgrenzen. Feiern kommt nicht zu kurz, so gelingt ihnen mit „Crash And Burn“ die Eskalation schlechthin, als vor der Bühne alle vom Boden aufspringen und tanzen. Im lebensbejahenden, das (innere) Biest besiegenden Mitsing-Song „Alive“ finden sich Auswege. Letzterer Titel verzeichnet bereits 1,1 Millionen Aufrufe auf Youtube und bildet bei Kurzauftritten häufig den Abschluss. An diesem Tag nicht.
Soulbound, gegründet 2009, stehen beim 20. Rock On The Beach bereits zum achten Mal auf den Stages des Waldbades. Und wie im letzten Jahr feiern die diesjährigen 2300 Besucher die Tracks ihres 2020er Album „Addicted To Hell“ ebenso ausgelassen. – Die 90 Minuten mit krachenden Metal-Core-Mix, stimmstarken Growls, persönlichen Stories, launigen Ansagen, Headbanging, Mospits, dem kurzen Gastauftritt von Sänger Kai von Parasite Inc., Auszieh-Rufen vom Publikum, bis hin zur Zugabe im Sonnenuntergang mit dem Endzeitsong „Welcome To The Dawn“ vom 2015er Album Myllennium vergehen im Flug. Was das Ablegen von Kleidung angeht, spielt Shouter Johnny den Ball zurück auf die Wiese.
So schwenken die Anhänger an diesem sonnigen Tag ihre Shirts als Dank für den intensiven Gig. Wer nach den Konzerten Johnny, Felix(Gitarre), Jonas(Bass), Mario(Drums) und Pat(Keyboard) in persönlichen Gesprächen kennenlernt, weiß, die Jungs setzen sich für Toleranz und Mitgefühl ein – und positionieren sich gegen Rechtsextremismus. Seit letztem Herbst spielte Soulbound u.a. als Support für Hell Boulevard, Harpyie und Erdling etwa 50 Konzerte, sie werden unter anderem noch auf dem Rockharz und beim Volle Kraft Voraus-Festival live zu erleben sein. Doch vorerst gehen die Musiker ins Studio. Denn ein neues Album, das vierte, ist in Arbeit.