Auf dem Wacken Open Air spielt Metal-Queen Doro Pesch in ihrem 40. Bühnenjubiläumsjahr 2023 bereits zum zwanzigsten Mal eine opulente Headliner-Show. Nur drei Wochen später sehen wir die Sängerin mit Band beim Paddy Rock. Im kleineren Rahmen, aber dafür quasi hautnah live – und nicht nur dort.
Beim Empfang zum Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Hameln mit dem Hamelner Oberbürgermeister Claudio Griese treffen wir die vielfach ausgezeichnete Sängerin, die sich sehr über diese Verewigungs-Ehre freut, sympathisch aus dem Nähkästchen plaudert und trotz Ruhm absolut bodenständig wirkt.
Für einen kleinen Plausch nimmt sie sich gerne Zeit und erzählt ein wenig von sich.
Ihre erste Wacken-Erfahrung lautet in Stichworten: „Sommer 1993, Doppeldecker-Tourbus, Schleswig-Holsteiner Provinz, nur Felder und Äcker, kein Mensch in Sicht, dunkel, regnerisch, kein Navi, kein Handy – „wir haben es nicht gefunden“. Doro berichtet: „Auf einmal sah ich schemenhaft einen Bauern am Feld stehen und bin hingelaufen – ich hatte High-Heels an- und hab den gefragt, wo Wacken ist. „Wieso, was wollt ihr denn da?“, fragte der mich irritiert. Mit einem Heavy Metal Festival konnte der Landwirt nichts anfangen, doch er führte uns hin. Wir sind dann zwei Stunden hinter diesem Traktor her zu unserem ersten Wacken gefahren und es waren vielleicht 1500 Besucher dort…“
Also ähnlich viele wie später beim frisch auf dem Klüt etablierten Paddy Rock. Die gelernte Schriftsetzerin erinnert sich weiter. Denn für ihren allerersten Gig vor über 40 Jahren in einem Düsseldorfer Punkschuppen trafen 30 Metalheads auf 120 Punks, die, laut Doro, mit „unserer Musik gar nichts anfangen konnten“. Es waren harte Zeiten unterschiedlicher Geschmäcker, und dennoch „lagen sich alle hinterher in den Armen“.
An diesem Tag nun geht es für die zierliche Powerfrau weiter nach Halvestorf. Auf ihrer Setlist stehen überwiegend Metal-Renner harter Gangart, sowie als einzige Ballade an diesem Abend „Für immer“ vom 1987er Warlock Album „Triumph and Agony“. Mit dem brandneuen „Time For Justice“ gelingt ihr ein echter Kracher in 1980er Jahre-Headbanger-Tradition. Klar sind auch All-Time-Klassiker wie „Burning The Witches“ von 1993, die Judas Priest-Hymne „Breaking The Law“, das elektrisierende „Earthshaker Rock“ und der Mitsing-Gröhler „All we are“ mit an Bord beim nächtlichen Auftritt, mit dem das viertägige Paddy Rock Event endet. Es verlangt nach Zugabe.
Setlist Doro: I Rule the Ruins – Earthshaker Rock – Time for Justice – Burning the Witches – Fight for Rock – Blood, Sweat and Rock ’n’ Roll – Für immer – Metal Racer – Raise Your Fist in the Air – Hellbound – Revenge – Breaking the Law – All We Are – All for Metal – East Meets West – Burn it up – True as Steel