Wenn man an die Freibeuter und Kaperfahrt denkt, sieht man natürlich eher die Südsee als gerade Baden (Ländle) vorm inneren Auge aufblitzen, aber The Privateer sind aus Freiburg.
Bereits 2007 gegründet, hat die Band schon ein paar, um genauer zu sein, vier Silberlinge rausgehauen. Heute, nach schlappen sechs Jahren Ruhe legen sie den neuen Longplayer „Kingdom Of Exiles“ via Reaper Entertainment auf den Tisch.
Das neun-Track-starke Werk rotiert über 45 Minuten in der Anlage und wir haben für euch mal reingehört.
„Cadence Of Life“ ist ein opulenter, kurzer Einstieg in die Scheibe und dient eher als Überleitung in den ersten richtigen Track „Madness Is King“. Musikalisch würden wie hier nicht direkt von Folk Metal reden, da das Lied deutlich für Melodic Death Metal steht. Als wir gelesen haben, dass die Band eine Frontfrau hat, haben wir im ersten Moment an Bands wie Jinger oder auch Arch Enemy gedacht, jedoch haut Clara Held dann doch stimmlich anders zu als die gewohnten Front Growler der zuvor genannten Formationen. Die Gute schreit sich zwar die Seele aus dem Leib, kann aber auch im Klargesang überzeugen, und sie spielt dabei ein so gar nicht dazu passendes Instrument. Zu unserer Überraschung geigt uns Held etwas, sie spielt gekonnt die Violine.
Was die männlichen Gesangsparts auf dem Album betrifft, so können wir uns auch da nicht beschweren, sauber, angenehm intoniert liefert auch Jonas Piraterie seinen Teil ab. Wenn beide Stimmen aufeinander treffen, dann klingt es auch am ehesten nach Piraten Metal.
Was uns bei allen Stücken aufgefallen ist, sie lassen sich gern etwas Zeit, in der Grundkonstruktion folgen sie einem ähnlichen Schema, ruhige Parts, brachiale Ausbrüche im Wechsel. Instrumental wechselt man von Schlagzeugsalven zu brachialen Drumgewittern in Nullkommanix. Die Saiteninstrumente liefern sich dabei natürlich das Battle gegen die Bassdrum und überzeugen uns mit satten Riffs, und auch die Bassline geht dabei nicht unter.
Manchmal hat man das Gefühl, dass die Säbel dann doch gegen die Streitaxt eingetauscht wurden und bekommt so einen Hauch Amon Amarth geliefert, wenngleich wir stellenweise durchaus an Ensiferum erinnert werden. Es ist schwer, die sogenannten Folk Metaler in das Genre einzuordnen. Die Lieder liefern viel Melodic Death Metal, aber ohne diesen typischen Folk Metal-Schema zu folgen. Auch denkt man bei Piraten Metal gern an Alestorm, jedoch weit gefehlt. Denn auch hier muss man sagen, dass die Formation eher einem ernsten Pfad beschreitet.
Etwas enttäuschend empfanden wir die einzige Ballade „The Realm Of The Forest“ auf dem Longplayer. Ja, es ist ein ruhiges Stück, jedoch fehlt uns hier die Leidenschaft. Was die Vocals betrifft, wirkt es eher schwach, wobei die Stimmfarben ansonsten doch so gut zusammen harmonieren. Da hätte man definitiv mehr rausholen können. Der Track verblasst neben den anderen Stücken in einem Hauch von „Nichts“.
Fazit: Der Sound ist sauber, die Songauswahl wirkt trotz konstanter Richtlinie abwechslungsreich, und es hat uns Spaß gemacht, „Kingdom Of Exiles“ anzuhören. Der schmale Grat von Folk Metal im Melodic Death Metal war stimmig. Man konnte das Konzept Piraten Story nachvollziehen und stimmlich wie instrumental wir einiges geboten. Die Ballade war leider fade und lässt das sonst gute Album dadurch etwas bröckelig erscheinen.
So ein bisschen haben uns die Ohrwürmer gefehlt, wenngleich wir nicht wirklich viel zu meckern haben.
Ihr kennt uns ja mittlerweile. Unsere Meinung ist nur eine von vielen und muss ja nicht immer der euren entsprechen, also hört selbst in „Kingdom Of Exiles“ rein, bildet euch selbst ein Bild, denn wir sind hier überzeugt, der Longplayer will gehört werden. Vergleichbare Bands: Amon Amarth, Ensiferum
Punkte 7,5 von 10
Tracklist
01. Cadence Of Life
02. Madness Is King
03. Queen Of Fire And Wind
04. The Darkest Shadow Of Life
05. Foretold Story
06. Kingdom of Exiles
07. The Realm Of the Forest
08. Ghost Light
09. Memory Of Man
The Privateer
Kingdom Of Exiles
Label: Reaper Entertainment
VÖ: 20.01.2023/Out Now
Genre: Melodic Death Metal/Folk Metal
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