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Schattenmann – Licht An – CD-Review

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Eine Review von Ludwig Stadler

„Eine weitere NDH-Band, juhu!“ – das haben sich einige gedacht, als die Band Schattenmann ihr Dasein nach einem ziemlich witzigen Ratespiel offenbart haben. „NDH 2.0“ heißt es da, und natürlich, solche Formulierungen laufen einem, allen voran in einem so festgefahrenen Genre wie NDH, oft über den Weg. Die Abgrenzung um jeden Preis ist allerdings selten genau das, also eine Abgrenzung. Im Falle der oben genannten Band ist Kopf der Band der ehemalige Stahlmann-Gitarrist Frank Herzig, vielen in der Szene also bereits bestens bekannt. Das dazu passende Debüt-Album „Licht An“ erscheint am 2. März 2018 über Drakkar Entertainment und löst das Rätsel um die Musik.

Zu Beginn: ja, es gab schon die Tour-EP der Band, die bereits einiges verraten hat, welche Richtung das Projekt annehmen soll. Aufgrund der Limitation dürfte aber nicht jeder ein Exemplar erwischt haben, was das Album sofort aufgreift: mit der Deluxe-Fassung hat man alle Songs verewigt.
Live und bei den Ratespielchen gab es bereits den einen oder anderen Song zum Reinhören, der sich nun endlich wieder hier verewigt findet – allen voran gleich der Opener, „Licht an“. Ein Track-By-Track ist bei diesem Album nicht so recht möglich. Also müssen wir uns anders durchkämpfen und gehen Schritt für Schritt voran.

Da beginnt es beim besten Aspekt, dem Instrumentalen und Musikalischen. Dass Herzig ein fähiger Songwriter und kompetenter Musiker ist, hat er eindrucksvoll bei seiner Deutschrock-Band „Herzig“ bewiesen, die gezeigt hat, dass dieses Genre nicht im Sumpf der immer gleichen Grunz-Stimmen und primitiven Akkordfolgen versinken muss. Zumindest in der Gitarrenarbeit beweist er ein gutes Händchen und wartet mit „Zahn der Zeit“ und „Gekentert“ sogar mit zwei wirklich musikalisch fantastischen Balladen auf. Auch härtere Riffs wie bei „Rot“, „Krieger des Lichts“ und „Schattenmann“ treiben voran und sind, vor allem im Zusammenhang mit der hochklassigen Produktion, wirklich stark. Die Betonung liegt hierbei aber ausschließlich auf dem musikalischen Aspekt.

Gesanglich und textlich sieht das alles schon ein wenig anders aus. Die Hoffnung, die Möglichkeit, auf wirklich starke Gesangsparts und außergewöhnliche Texte, die den winzigen Themen-Rahmen der Neuen Deutschen Härte sprengen, wie es beispielsweise Maerzfeld auf ihrem neuen Album „Ungleich“ getan haben, wird maßlos verpasst. Als die Unplugged-Version von „Gekentert“ als erstes veröffentlicht wurde, war die Begeisterung groß, absolut zurecht. Eine neue Stimmfarbe, eine tolle Melodie – allgemein endlich jemand, der Mal singen und nicht nur grummeln kann! Aus absolut nicht nachvollziehbaren Gründen wurde dieser Weg nicht weiter eingeschlagen – auf „Licht An“ verstellt Herzig seine Stimme in unnötig dunkle Gefilde und bemüht so anscheinend, es seinen Genre-Kollegen gleichzutun. Dass es eine aberhundertste, erzwungen tiefe Stimme im NDH nun wirklich nicht braucht und absolut nichts mit „NDH 2.0“ zu tun hat, dürfte selbstverständlich sein. Glücklicherweise liegt es an der Gesangsfähigkeit des Frontmanns, dass die Töne problemlos, auch live, getroffen werden und insgesamt doch ein stimmiges, wenn auch wirklich unkreatives, Gesamtbild entsteht.

Die größte Enttäuschung sind allerdings die Texte. Wo hätte man hingehen können, welche neuen Themengebiete hätte man in das sperrige Genre bringen können – so wurde nun nur der alte Brei wieder lauwarm aufgekocht. Die neuesten Songs wie „Amok“, „Krieger des Lichts“ und „Böser Mann“ bedienen sich, wie der Titel richtig vermuten lässt, bei den üblichen Klischees und Motiven. Zudem konstruierte Passagen wie „Es tut so gut, der letzte Atemzug. Die Flinte raucht, das Leben dir aushaucht“ schon beim Zuhören Schüttelfrost verursachen. Dass man das gesamte Rad nicht neu erfinden muss – alles gut. Dass man aber deklariert, eine „Weiterentwicklung“ von NDH zu sein, um dann genau in den gleichen, längst abgestandenen Gewässern zu kramen – das kann ein Musiker, der mit Songs wie z.B. „Geschichte“ wirklich hochwertige, deutschsprachige Gitarrenmusik abgeliefert hat, tausendmal besser.

Fazit: Schattenmann haben ihre Chance, das von Stereotypen übersäte Genre eine neue, kreative Note aufzudrücken, verpasst. Musikalisch solides Handwerk, versucht man stimmlich und vor allem textlich aber leider wirklich nur den alteingesessenen Motiven nachzueifern und wenig Eigenständigkeit reinzubringen. Trotz erfrischender Härte und hochklassigem Sound leider kein nennenswertes Album. Immerhin klingt es an keiner Stelle wie Rammstein, eine erfreuliche Sache.

Punkte: 5 von 10

Tracklist:
1. Licht An
2. Brennendes Eis
3. Generation Sex
4. Gekentert
5. AMOK
6. Zahn der Zeit
7. 9mm
8. Krieger des Lichts
9. Trümmer und Staub
10. Schattenmann
11. Rot (Bonus)
12. Böser Mann (Bonus)
13. Gekentert (Unplugged – Bonus)

Schattenmann
Licht An
Label: Drakkar Entertainment
Genre: NDH
VÖ: 02. März 2018

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