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Kisaragi Station im Interview

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Wir bedanken uns bei Kisaragi Station, die uns ein paar Fragen zu ihrem Longplayer „First Flame“ beantwortet haben, sich über Idole auslassen und uns ein paar ihrer Lieblingsalben preisgeben.
Kisaragi Station haben im Januar diesen Jahres ihr Album „First Flame“ veröffentlicht und wir haben über den Silberling berichtet. Nachlesen könnt ihr die Review gern HIER!
Wir wollten euch einfach diese facettenreichen Progressive Formation hier etwas näherbringen, denn wir sind der Meinung, die müssen gehört werden.

Des Weiteren waren die Jungs so lieb und haben für euch ein Behind The Song zu ihrem „Armageddon Game“ geschrieben. Wir lieben ja Background-Infos zu Songs, irgendwie nerdy ;-), aber nur so bekommt man Einblick, wie die Musiker bei der Erschaffung ihrer Songs ticken.

Michaela: Wie entstand der Bandname, warum fiel die Wahl auf diesen und was hat er mit der echten Station zu tun?

Alex: Kisaragi Station ist der Name eines fiktiven Bahnhofs einer ursprünglich auf dem 2ch Message Board entstandenen kleinen Horrorgeschichte. In dieser strandet eine junge Frau an eben diesem Bahnhof, der aber gar nicht existiert, und verschwindet schließlich. Ich bin Fan solcher Geschichten und dachte mir, das könnte einen guten Bandnamen abgeben. Wir haben im Laufe der Jahre immer mal wieder potentielle Bandnamen in den Raum geworfen, ohne uns wirklich auf etwas einigen zu können. Während der Aufnahmen im Studio wurde es dann allerhöchste Zeit festzulegen, wie die Band eigentlich heißen soll. Zum Glück interessiert sich jeder aus der Band zumindest ein wenig für die japanische Popkultur und so wurde das letztendlich auch tatsächlich zu unserem Bandnamen.

Michaela: Der erste Track des Longplayers „E2E4E7E5F2F4“ hat einen sehr sonderbaren Namen. Wir dachten erst an eine Akkord-Abfolge, das hätte aber schräg geklungen. Was steckt hinter dem Namen? (Tipp der Redaktion: Schacheröffnung)

Alex: Ja, da hat die Redaktion richtig getippt! Und zwar ist das die Zugfolge des King’s Gambit, was ja dann der Titel des nächsten Stücks ist. Die ersten 4 Songs des Albums erzählen eine zusammenhängende Geschichte, daher wollte ich auch für die Titel eine Art roten Faden haben. Schach kam uns schon beim Schreiben der Lyrics in den Sinn, daher wurde das für die Wahl der Songtitel noch einmal aufgegriffen.
Im Behind the Song zu Armageddon Game wird auch auf die gesamte Geschichte (und die Songtitel) etwas eingegangen.

Michaela: Nachdem unser Kollege sich über den Gitarrensound ausgelassen hat und diesen als Single Coil Strotocaster betitelte, wollen wir es natürlich wissen. Was für eine Gitarre wurde für das Album verwendet?

Steffen: Ha, es gibt ein paar wenige (pushed clean, crunch) Riffs, die tatsächlich mit einer Strat und Singlecoils eingespielt wurde; gut rausgehört! Aber alle Lead-Passagen sowie Rhythmus (Heavy) Spuren wurden mit 3 Humbucker-Gitarren eingespielt (Les Paul, Yamaha SG & HSS Strat). Ich denke, der „luftige” Sound könnte auch von den verwendeten Speakern kommen, die, entgegen dem quasi Industriestandard Celestion V30, mit Neodym Speakern (G12 Century Vintage) etwas untypisch sind.

Michaela: Wie würdet ihr euren Musikstil selbst beschreiben?

Alex: Ich denke, ganz allgemein kann man sagen, dass wir irgendwie im breiten Spektrum zwischen Progressive Metal und Rock angesiedelt sind. Jeder in der Band bringt ganz unterschiedliche Einflüsse mit in die Musik, vieles davon unterbewusst. Hier und da wird man sicherlich ein wenig die alten Prog-Größen wie z.B. Genesis raushören. Steffen schreibt einen großen Teil unserer Riffs und ist großer Opeth- und Mastodon-Fan, auch das hört man sicherlich ein bisschen. Letztendlich ist es beim Songwriting nur wichtig, dass es für alle gut klingt und so finden auch mal sehr ruhige Passagen im gleichen Song Platz wie z.B. Death Metal Growls. Also kurz gesagt: So richtig passen wir in keine Schublade, da muss sich der Leser am besten selbst ein Bild von machen.

Michaela: Wer sind eure Vorbilder, und seid ihr mit deren Musik auch aufgewachsen oder habt ihr die erst später für euch entdeckt?

Alex: Zum Metal allgemein bin ich durch meinen Bruder gekommen. Die Einstiegsbands für mich persönlich waren dabei Bands wie Hammerfall, Helloween, Gamma Ray und Manowar. Irgendwann später bin ich dann auch auf die Prog-Größen wie Genesis, Yes, King Crimson, Rush usw. gestoßen. Und da haben wir dann auch meine Vorbilder, ganz besonders Geddy Lee und Chris Squire natürlich, die mir mit ihrem unvergleichbaren Bassspiel erst mal gezeigt haben, was so ein Bass eigentlich alles zur Musik beitragen kann.

Steffen: Vorbilder sind für mich Songwriter, welche es schaffen, eine tonal und rhythmisch spannende Geschichte als Song zu konstruieren, während man Genregrenzen überschreitet. Wenn man eben nicht weiß oder ahnt, was als Nächstes kommt. Daher wären da Mikael Åkerfeldt von Opeth und Devin Townsend vermutlich meine Spitzenkandidaten! Zufälligerweise spielen beide auch noch Gitarre und singen; da steckt man schon mal in der gleichen Schublade! Ein gemeinsamer Nenner bei Gründung der Band bzw. als ich beitreten durfte, war Porcupine Tree, und daher fällt Steven Wilson ebenfalls in die gleiche Kategorie “Vorbild”.

Zach: Richtige Vorbilder, die mich in Bezug auf Kisaragi Station beeinflussen, habe ich kaum mehr. Umso mehr aber lauter kleine Einflüsse aus allen möglichen Richtungen, die unterbewusst ihren Weg in unsere Musik finden. In der Vergangenheit hat mich, was Experimentierfreudigkeit mit Harmonien und Taktarten angeht, ganz klar Genesis geprägt, was ich schon als Kind gehört habe. Später habe ich dann über Nightwish und dann Epica meinen Weg in den Metal gefunden. Wenn man genau hinhört, sticht das auf First Flame auch an der einen oder anderen noch Stelle durch. Beim Finden meines Platzes als Keyboarder in einer Metalband hat mir schließlich auch Richard Barbieri von Porcupine Tree als Vorbild geholfen, der häufig eher mit Klangflächen die Atmosphäre ausgestaltet, anstatt sich mit komplexen Soli hervortun zu wollen.

Sebi: Zum Metal bin ich als 12-jähriger vermutlich durch den Auftritt von Lordi beim ESC, den Gastauftritt von In Extremo im ersten Gothic-Teil, sowie Nightwish und HIM im Radio und auf MTV gekommen, auch wenn ich mich dann relativ schnell weg davon und hinzu härteren Gefilden (Black Metal, insb. die komplette Diskographie von Lunar Aurora) bewegt habe, und nach dem Teenagerdasein dann auch über den Metal hinaus in elektronische Gefilde. Die alten Prog-Klassiker wie Genesis, Pink Floyd etc. hat mir wiederum, wie das wahrscheinlich für viele in unserer Generation war, mein Vater von klein auf nahegebracht, und die Musik hat mich seitdem auch begleitet. Im Bereich Schlagzeug habe ich jetzt nicht das eine Vorbild. Es gibt aber schon Namen, deren Drumming ich sehr schätze. Am ehesten wären hier vermutlich Brann Dailor von Mastodon und der frühe Phil Collins zu nennen, die meiner Ansicht nach technisch anspruchsvoll und virtuos, aber trotzdem immer sehr groovig und songdienlich sind/waren. Gerade die Eigenschaft, songdienlich zu arbeiten, ist für gute Drummer meiner Ansicht nach wichtiger als Blast Beats auf 300 BPM zu können.

Michaela: Was war für euch eines oder das beste Album der letzten Jahre?

Alex: Ganz aktuell begeistert mich das neue Star One Album sehr, aber das muss sich erst mal noch über die Zeit beweisen. Wenn ich ein wenig weiter zurückdenke, fallen mir spontan noch The Course of Empire von Atlantean Kodex und – hier muss ich mal kurz den Fanboy in mir rauslassen – I like it! von Toehider ein. Beides absolut großartige Alben, viel gehört und könnte ich jederzeit wieder auflegen.

Steffen: Meiner Meinung nach eine etwas unbekanntere Band, “Luna’s Call” mit “Void”. Dort orientieren sie sich grob am alten Opeth, aber es hat so viel Eigenständigkeit und modernen Touch, dass es mich weghaut!

Zach: Schwierige Frage, da sich ja oft erst über längere Zeit zeigt, ob ein Album wirklich taugt. Eins der Alben, die mich in den letzten Jahren sehr berührt haben, ist definitiv Stratus von SVLBRD. Das lief auch gerade die Tage wieder in Dauerschleife bei mir. Und in Sachen Prog haben Gazpacho mit Fireworker ganz großes Kino geliefert.

Sebi: Das ist schwierig zu beantworten, denn es gab einige gute Alben in den letzten Jahren. Im Metal-Bereich fand ich Kodama und Spiritual Instinct von Alcest jeweils sehr gut. Ansonsten sicherlich auch Holy Hell von Architects und Emperor of Sand von Mastodon. Abseits vom Metal haben mir ΞRΛ von ΔXIUS LIИK, Use Me von PVRIS, How I’m feeling now von Charli XCX und Oil of Every Pearl’s Un-Insides von Sophie recht gut gefallen und liefen bei mir jeweils hoch und runter.

Michaela: So eine typische Interview-Frage ist ja immer, wo seht ihr euch in fünf Jahren. Wir würden gerne von euch wissen, was würdet ihr gern in den kommenden fünf Jahren erreichen, wie gedenkt ihr dies zu tun und inwiefern würde es euer Leben verändern?

Alex: Ich glaube, das ist recht einfach zu beantworten: wir wollen vor allem neue Musik schreiben und auch wieder aufnehmen. Und den einen oder anderen Gig wollen wir natürlich auch mal spielen, keine Frage. Aktuell sind wir auch schon wieder dabei, fleißig an neuen Songs zu arbeiten.

Zach: Es war unglaublich erfüllend für uns, den Prozess von den Ideen über das Ausgestalten der Songs bis zur Aufnahme im Studio zu durchleben. Ich hoffe, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern und unser zweites Album wird genauso ein Spaß. Denn mindestens ein Album sollten wir in den nächsten fünf Jahren schaffen.

Michaela: Welcher Song auf dem Album ist euer Lieblingstrack oder auf welchen seid ihr besonders stolz?

Alex: Ich glaube, da sind wir uns alle recht einig, dass sich Firekeeper als kleines Highlight des Albums herausgestellt hat. Während der Proben waren wir uns da aber noch gar nicht so sicher, hatten eher die Befürchtung, dass sich die ganzen, teilweise ja sehr unterschiedlichen Parts nicht so richtig gut zusammenfügen könnten. Als dann der erste Mix zum Song bei uns ankam, haben wir aber recht schnell gemerkt, dass die Sorgen komplett unbegründet waren. Letztendlich wurde das dann unsere erste Single. Wir haben ihn auch mehr oder weniger zu unserem Titeltrack gemacht, was dann wiederum eine Inspiration für das Cover-Artwork geliefert hat.

Michaela: Wird es nach dem ganzen Pandemie-Mist auch eine Tour geben?

Alex: Zum Glück geht es ja jetzt langsam wieder los mit Konzerten, aber aufgrund anderer logistischer Probleme wird es trotzdem auch in nächster Zeit erstmal keine Konzerte von uns geben. Das soll sich aber in Zukunft natürlich ändern, wir haben alle große Lust unsere Musik auch live zu performen.

Michaela: Wir sagen Dankeschön, dass ihr unsere Fragen beantwortet habt. Wenn ihr möchtet, könnt ihr nun noch ein paar Worte an die Fans richten.

Alex: Vielen Dank natürlich auch für das Interview und danke an die Leser für ihr Interesse. Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß beim Hören des Albums, wie wir es beim Schreiben und Aufnehmen hatten!

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